Fantasievolle Lesewelten

Bianka Röper


                                   

 


 

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Der Engel der vom Himmel fiel Teil 1

 

 

Vera langweilte sich. Hier im Krankenhaus war wirklich nichts los. Es fiel einem die Decke auf den Kopf. Man hatte nichts zu tun. Sie wusste nicht wie viele Romane und Zeitschriften sie bereits verschlungen hatte nur um sich die Zeit zu vertreiben. Es mussten bereits unzählige gewesen sein. Fernsehen war auch langweilig. Stets und ständig kamen Wiederholungen von Sendungen die sie ja so und so nicht mochte. Besuch kam nur einmal am Tag. Ihr Mann kam jeden Tag vorbei um nach ihr und der Kleinen zu sehen die sie viel zu früh per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatte. Seit 2 Monaten lebte Vera bereits hier im Krankenhaus und wehrte sich vehement dagegen es zu verlassen. Sie wollte ihr Baby nicht verlassen, es brauchte sie doch, auch wenn es noch so klein und zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe war und die meiste Zeit im Brutkasten war. Nur um gefüttert zu werden durfte die Kleine das wohlig warme Bettchen verlassen, doch füttern und windeln, das wollte Vera selbst tun! Das ließ sie sich nicht nehmen. Die Mama war eben die Mama und keiner konnte ihr  Baby so gut versorgen wie sie selbst, so ihre Überzeugung. Dagegen kam niemand an.  In den Sachen hatte Vera schon immer einen sturen Kopf und setzte sich durch. Wenn nur diese Zeiten nicht wären wo sie nichts zu hatte! Zu gerne hätte sie ihr Baby auf dem Arm gehabt, hätte es gewiegt, es betrachtet, gestreichelt, aber es ging nicht. Die Kleine brauchte ja noch die wohlige Wärme des Brutkastens und die Intensivstation konnte sie ja auch nicht dauernd belagern. Das sah sie ein.

Ihr triestes Zimmer half ihr nicht von den trüben Gedanken fort zu kommen. Im Gegenteil. Diese einheitliche, sterile Krankenhauseinrichtung machte sie ganz krank und dieser stetige typische Krankenhausgeruch! Sie musste raus, mal was anderes um sich haben, frische Luft schnuppern, und wenn es nur für 5 Minuten sein würde! Und vielleicht noch einen Kaffee in der Cafeteria in der Eingangshalle des Krankenhauses? Vielleicht. Sie stand auf und ging zu den Schwestern. Dort hinterlegte sie ihre Handynummer. Sie sollten Vera anrufen wenn etwas mit ihrer Kleinen sein sollte. Bis sie wieder zu ihr durfte waren es noch 2 lange Stunden, es sei denn mit der Kleinen wäre etwas. Zeit genug sich mal die Beine zu vertreten. Dann ging Vera los. Die Treppen waren ihr zu anstrengend, sie wartete lieber vor dem Fahrstuhl und ließ sich von ihm nach unten ins Erdgeschoss bringen. Hier herrschte rege Betriebsamkeit. Besucher und Patienten eilten hin und her und auch Ärzte und Schwestern mischten sich dann  und wann darunter um ihre Arbeiten zu erledigen. Mit allen wollte Vera am besten nichts zu tun haben. Obwohl sie schon so lang hier war fühlte sie sich nie sonderlich wohl unter diesen ganzen Fremden.

Sie kam  an der Cafeteria vorbei und der Geruch von Kaffee und Gebäck stieg ihr in die Nase. Eigentlich lief ihr das Wasser dabei im Mund zusammen, aber wen sie diese lange Schlange dort betrachtete verging ihr der Apetitt und die Lust darauf sich etwas zu holen. Also steuerte sie weiter zum Ausgang. Endlich war sie draussen und sog die frische, kalte Luft in ihre Lungen. Obwohl sie hier draussen war, hatte sie noch immer das Gefühl, den Krankenhausmief in der Nase zu haben. Sie lief einfach weiter. Nur mal kurz weg von diesem fürchterlichen Bunker! Ob sie es wagen sollte? Nur eine! Vielleicht ja. Stillen konnte sie ja nicht mehr. Der ganze Stress hatte die Muttermilch schon früh versiegen lassen. Also würde es ihrer Kleinen auch nicht schaden, und hatte sie die Zigaretten nicht extra deswegen in ihre Jackentasche gesteckt? Schnell verdrückte sie sich in eine Ecke wo geraucht werden durfte und wo man sie nicht gleich sah. Sie holte ihre Zigaretten hervor und schaute sich verstohlen um ob sie auch niemand beobachtete, doch alle waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Dann zündete sie sich eine Zigarette an. Wohltuend spürte sie den Rauch in ihren Lungen. Langsam entspannte sie sich und für einen kurzen Moment schien der Stress mal weit weg zu sein. Einen Moment nur für sie allein. Das hatte sie vermisst. Aber als sie begriff das sie wieder paffte, schämte sie sich auch, hatte sie doch so lang durchgehalten und nun fing sie so leicht wieder an! Aber das Gefühl mal einen Moment wirklich für sich zu haben hier in dieser öffentlichen Welt des Krankenhauses war ihr eine Entschädigung. Nicht mal mit ihrem Baby war sie allein, dauernd passten Krankenschwestern auf einen auf, nicht das man die Kleine mal zu lang in de Armen hatte. Für Vera eine grausame Sache die ihr regelmäßig die Tränen in die Augen trieb..

Plötzlich und ohne Vorwarnung rauschte etwas von oben vor ihr herab und schlug hart auf den Boden auf. Vera fuhr vor Schreck zusammen. Sie blickte zum Boden wo eine menschliche Gestalt zusammengesunken und mit dem Gesicht am Boden auf der Erde lag. Zwei mächtige Flügel zierten den Rücken der Person. Vera rieb sich die Augen. Träumte sie? Unweigerlich musste sie nach oben schauen. War diese Person aus der Psychatrie ausgebrochen und vom Dach gesprungen? Sie schaute sich um doch niemand nahm Notiz von dieser Person die dort vor ihr lag. Hatte den niemand den Sturz gesehen von dieser Person die nun vor ihren Füßen lag? Alle liefen vorüber ohne auch nur eine Notiz von ihr zu nehmen oder auf die Person am Boden zu achten. Ein ungepflegter Mann mit Dreitagebart und einer Alkoholfahne von der man fast selbst betrunken wurde, trat sogar fast auf diese arme Person. Langsam dämmerte ihr das nur sie diesen Fall gesehen hatte und anscheinend sonst keiner. Sollte sie es wagen? Sollte sie helfen? Verstohlen schaute sie sich um, doch hatte diese kleine Ecke eben noch vor Menschen gewimmelt war sie jetzt wie leer gefegt. Seltsam, dachte sie bei sich. Sie beugte sich zu der Person herunter und berührte sie vorsichtig. Sie hatte Angst, das sie diesen Engel noch mehr verletzen könnte. „Hören sie mich? Hallo! Geht es ihnen gut?“, fragte sie leise und erschreckte sich, wie krächzend ihre Stimme sich doch anhörte. Es kam keine Reaktion. Sie überlegte. Sollte sie es wagen und diesen Engel mal auf den Rücken drehen? Vielleicht hatte er sich den Kopf angestoßen? Sie schaute sich erneut um, aber noch immer war niemand zu sehen. Sie wagte es. Langsam und vorsichtig drehte sie den leblosen Körper herum und sah in ein liebliches Gesicht dessen Augen geschlossen waren. Dieser Engel war so hübsch das es ihr glatt die Sprache verschlug. Und er hatte eine seltsame Wunde am Kopf. Als sie sich diese Wunde genauer anschauen wollte, berührte sie aus Versehen seine Brust und erschrak als sie in etwas klebriges, warmes fasste. Sie schaute, in was sie gefasst hatte und war mehr als erschüttert. Dort wo ihre Hand gewesen war klaffte eine riesige Wunde die blutete.

Wie sollte sie ihm nur helfen? Niemand schien ihn wahrzunehmen. Und solche Wunden konnte sie nicht selbst verarzten, sie waren viel zu schlimm.“ Wenn er doch nur in meinem Zimmer wäre!“, dachte sie bei sich und plötzlich war er verschwunden. Verwirrt schaute sie sich um. Wo war er hin? Das war ihr ein Rätsel. Eben war er doch noch da gewesen! Noch immer grübelnd schlich sie in ihr Zimmer.

 

 

Der Engel der vom Himmel fiel Teil 2

 

Sie versuchte sich auf den Weg in ihr Zimmer abzulenken und an andere Dinge zu denken, doch wie sehr sie sich auch bemühte, ihre Gedanken wanderten immer wieder zu diesem Engel zurück. Er hatte so schlimm ausgesehen mit seinen Wunden. Besonders die, die so nahe an seinem Herzen gewesen war machte ihr noch immer Sorgen. Sie hatte so sehr geblutet! Für einen Menschen wäre eine solche Wunde lebensbedrohlich, aber konnten Engel daran sterben? War es dann so dass sie einfach vom Himmel fielen und dann verschwanden? Fragen auf die sie keine Antwort fand.

Endlich stand sie vor der Tür zu ihrem Zimmer. Sie drückte die Klinke herunter und die Tür schwang auf. Fast schon automatisch ging sie zum Nachttisch, schnappte sich den Telefonhörer und schaltete damit den Fernseher um. Gleich würde ihre Lieblingsserie laufen. Vielleicht konnte diese sie ein wenig ablenken von dem Vorfall draußen. Sie warf sich in ihr Bett um sich etwas auszuruhen und die Gedanken kreisen zu lassen, doch ebenso schnell wie sie es berührt hatte, sprang sie auch schon wieder hinaus. Da war jemand in ihrem Bett! Unter der Decke! Ihr Herz schlug bis zum Hals. Was sollte sie tun? Hatte sich ein Patient in ihr Zimmer verirrt? Sollte sie die Schwester rufen? Sie entschloss sich, erst einmal die Decke etwas beiseite zu tun, denn die Person war völlig verdeckt von ihr. Sie wollte sehen, wer sich da im Zimmer geirrt hatte, dann konnte sie immer noch die Schwester holen.

Mit zittrigen Händen schlug sie die Decke zurück und erschrak. Da lag der Engel von unten! Verstohlen schaute sie sich im Zimmer um, doch sie war mit dem Engel allein. Sie war sich nicht sicher, wer hatte ihn hier herauf gebracht?

„Wunsch erfüllt, würde ich sagen. Da meint es jemand gut mit dir, du Armer. Ich versprech dir, ich geb mein Bestes. Vielleicht schaff ich es ja dich wieder auf die Beine zu bringen.“, murmelte sie. Sie beugte sich über ihn und schaute sich ihn an. Sie würde als erstes Kompressen brauchen. Die Wunde am Kopf und am Herzen mussten versorgt werden. Aber wo sollte sie Kompressen her bekommen? Sie war hier im Krankenhaus, ja, aber sie konnte nicht einfach Kompressen klauen. Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft als plötzlich das Telefon klingelte und sie aus den Gedanken riss. Ihre Tochter brauchte sie! Richtig! Es war Zeit! Schnell hechtete sie zum Telefon, nahm ab und sagte, sie wäre gleich da, dann legte sie wieder auf und schaute zu dem Engel in ihrem Bett.

„Ich komme wieder und dann kümmere ich mich um dich, ruh dich aus. Ich bin gleich wieder da.“, flüsterte sie.

Er bewegte sich leicht und schien etwas zu sagen, aber sie verstand ihn nicht. Er redete zu leise. Sie ging näher an ihn heran und hörte wie er schwach „Danke!“, hauchte. Sanft fuhr sie ihm durch das goldene Haar und rannte los. Sie durfte keine Zeit verlieren!

Bei ihrer Tochter angelangt war das Fläschen bereits warm und ihre Kleine blinzelte. Sie nahm sie aus dem Wärmebettchen und fütterte sie. Die Kleine war richtig gierig und trank zügig die Flasche leer. Jetzt war wickeln dran und bereits beim wechseln der Windel schlief die Kleine wieder ein. Sanft strich sie ihrem Baby über die Wange und legte sie vorsichtig wieder zurück ins Wärmebettchen. Verliebt stand sie noch eine Weile da und sah ihre Kleine an. Ihr wurde warm ums Herz. Dieses kleine Mäuschen hatte im Sturm ihr Herz erobert.

Plötzlich fiel ihr der Engel in ihrem Zimmer wieder ein. Sie wollte doch gleich zurück sein! Leise verließ sie die Frühchenstation und machte sich auf den Weg zu ihren Zimmer. Gedankenversunken lief sie den Flur entlang der zu ihrem Zimmer führte und sah die Schwester nicht, die ihr entgegen kam und nach hinten schaute. Sie prallten beide zusammen und die Schwester ließ ihr Tablett fallen auf denen Kompressen, Tupfer und Spritzbesteck lagen. Erschrocken entschuldigte sie sich bei der Schwester und half, die Sachen wieder auf das Tablett zu legen. Die Schwester lächelte milde, bedankte sich und eilte mit  dem vollen Tablett weiter. Sie wollte auch schon weiter gehen, als sie unter einen der Stühle, die für den Besuch waren, ein Päckchen Kompressen sah. Sie drehte sich um, aber die Schwester war fort, es war niemand zu sehen. Sollte sie es wagen? Der Engel brauchte die Kompressen dringend, aber war das nicht Diebstahl? Andererseits, das Paket war offen und lag an der Erde, es würde wahrscheinlich so und so in den Müll kommen. Ob Gott ihr das verzieh wenn sie es jetzt einfach an sich nehmen würde um einen Engel zu retten? Sie konnte ja schlecht zur Schwester sagen: „Ich habe einen verletzten Engel auf dem Zimmer, darf ich das Päckchen Kompressen haben damit ich ihn gesund pflegen kann?“ Wahrscheinlich würde man dann an ihrem gesunden Menschenverstand zweifeln. Noch einmal schaute sie sich um und ging sicher, dass niemand weiter auf dem Flur war, dann nahm sie das Päckchen an sich und beschleunigte ihren Schritt bis sie endlich wieder in ihrem Zimmer war.

Noch immer lag der Engel in ihrem Bett, die Augen geschlossen, schwach atmend. Der Fernseher war ausgeschaltet. Also war jemand im Zimmer gewesen und hatte ihn abgeschaltet. Anscheinend hatte man den Engel nicht gesehen, ebenso wie vorhin draußen, sonst hätte man ihn wahrscheinlich mitgenommen, so schlecht und krank wie er aussah. Als erstes schaltete sie den Fernseher wieder ein. Sie hasste stille Räume. Das war für sie wie erdrückend. Dann ging sie zu dem Engel. Vorsichtig beschaute sie sich die Wunde am Kopf. Sie holte einige Papiertücher, machte sie feucht und reinigte die Wunde erst einmal vom Blut. Sie wollte schauen wie tief sie war. Als sie sah, dass die Wunde eher oberflächlich war legte sie eine Kompresse darauf. Jetzt musste sie die Kompresse fixieren, aber wie? Sie hatte keine Binde! Plötzlich klingelte ihr Handy. Ihre Freundin war dran. Eigentlich wollte sie sie einfach abwürgen, aber die Freundin meinte, sie wäre bereits in der Cafeteria und würde auf sie warten.

„Ich bin gleich bei dir, dauert nur 5 Minuten.“, sagte sie ins Handy und widmete sich wieder ihren patenten. Sie hob das Leinenhemd des Engels und schaute darunter. In der Herzgegend war eine tiefe Wunde, die aussah als wäre sie von einem Messer oder etwas ähnlichem verursacht worden. Sie säuberte sie und legte eine Kompresse darauf. Warum verdammt hatte sie nicht an Binden gedacht? Wie sollte sie das vernünftig verbinden? Verbinden! Plötzlich kam ihr ein Gedanke! „Ich bin gleich wieder bei dir, warte bitte!“, bat sie den Engel aufgeregt und stürmte hinaus. Sie meldete sich hastig ab und stürzte die Treppe hinunter in Richtung Cafeteria. Schon vom Weiten winkte sie ihrer Freundin. Sie hatte keine Zeit zu verlieren!

„Bist du mit dem Auto da?“, fragte sie sofort als sie in Hörweite ihrer Freundin war. Diese schaute sie verständnislos an. „Natürlich, was ist denn los? Willst du flüchten?“, fragte diese erstaunt.

„Nein, ich brauche deinen Sanikasten! Komm, beeil dich!“, rief sie und steuerte auch schon den Ausgang an.

„Was ist denn los? Sind dem Krankenhaus die Verbandsmaterialien ausgegangen?“, fragte ihre Freundin halb im Scherz, und begriff nicht  was los war.

„Nein, ist ein Notfall sozusagen, erkläre ich dir nachher. Ich brauch den Sanikasten!“, rief sie und huschte durch die Tür nach draußen.

Im Laufschritt eilte ihre Freundin hinter ihr her zum Auto. Dort angelangt öffnete die Freundin den Kofferraum und holte den Sanikasten hervor. Hastig riss sie ihn ihr aus den Händen, drehte sich um und rannte los. Ihre Freundin blieb völlig verdattert am Auto zurück.

„Danke! Wir sehen uns in meinem Zimmer! Bis gleich!“, rief sie noch und war auch schon wieder im Krankenhaus verschwunden. Ihre Freundin war mehr als verwundert. Was war denn nur in sie gefahren? So benahm  sich Vera  doch sonst nicht! Sie stand vor einem Rätsel, schloss das Auto wieder ab und ging grübelnd wieder in das Krankenhaus zurück.

Vera aber stürmte zurück in ihr Zimmer, betrat es und atmete auf als sie sah, dass der Engel noch immer in ihrem Bett lag. Sie öffnete den Verbandskasten, holte eine Binde heraus und riss die Verpackung in Fetzen. Zuerst reinigte sie die Kopfwunde noch einmal mit Tupfer und freute sich, dass hier überall im Krankenhaus Desinfektionsmittel herum stand. Das konnte sie beim säubern gut gebrauchen. Sie legte eine neue Kompresse auf und fixierte sie mit der Binde. Dann hob sie vorsichtig erneut das Leinenhemd. Die tiefe Wunde machte ihr Sorgen. Es sah nicht gut aus. Sie reinigte auch diese Wunde noch einmal und legte auch hier eine neue Kompresse auf. Dann umwickelte sie sie mit der Binde, was garnicht so einfach war, weil sie die Binde vom Brustkorb aus unter den Rücken des Engels drunter durch schieben musste, und das mehrmals, damit die Kompresse vernünftig auf die Wunde gedrückt wurde. Mittendrin beim Verbinden des Oberkörpers klopfte es an der Tür. Hoffentlich war das jetzt keine Schwester sondern ihre Freundin!

„Ja, herein!“, rief Vera und die Tür öffnete sich. Ihre Freundin kam zum Vorschein. Als diese den Engel erblickte wurde sie kreideweiß. Ihr Mund stand offen. Anscheinend wollte sie etwas sagen, bekam aber kein Ton heraus.

„verstehst du jetzt, warum ich keine Zeit hatte?“, fragte Vera.

Ihre Freundin nickte.

„Mein Gott, was ist ihm geschehen? Er sieht ja furchtbar aus!“, fragte diese.

„Wenn ich das wüsste! Er fiel mir draußen direkt vor die Füße. Er fiel vom Himmel. Niemand außer mir konnte ihn sehen. Ich wünschte mir, dass er auf meinem Zimmer wäre, damit ich ihm helfen könnte. Tja, irgendjemand hat mir diesen Wunsch erfüllt.“, erklärte Vera.

„Vera, was willst du nun tun?“, fragte ihre Freundin und konnte die Augen nicht mehr von diesem Engel nehmen.

„Versuchen ihn gesund zu pflegen, was sonst? Mir fällt doch hier im Krankenhaus nur die Decke auf den Kopf, da kann ich mich ebenso gut sinnvoll beschäftigen, Linda.“, meinte sie.

„Er kann vom Glück reden das du aktive Kräfte hast, Vera. Ich wäre da völlig aufgeschmissen. Ich kann solche Wesen nur sehen und mit ihnen reden, aber du, du hast deine Energien, die du einsetzen kannst.“, erwiderte Linda.

„Ja, vielleicht helfen ihm die Energien. Aber hey, diese herrlichen Wesen sehen und mit ihnen kommunizieren ist doch auch prima. Zumindest besser als blind durch die Welt zu laufen.“, warf Vera ein und ihre Freundin nickte.

Sie redeten noch eine Weile, dann verabschiedete sich Linda mit dem Versprechen, am nächsten Tag wieder zu kommen.

Draußen wurde es allmählich dunkel. Es würde gleich Abendessen geben. Vera wollte heute auf ihrem Zimmer essen. Die Schwester würde ihr das Abendbrot schon bringen.

„Du musst etwas rücken, Süßer. Wir werden uns das Bett teilen müssen.“, murmelte sie und schob ihn etwas zur Seite. Gut dass das Bett an der Wand stand, so konnte er wenigstens nicht aus dem Bett fallen. Sie legte sich dazu und rief ihre Energien. Bald sah man ein sanftes Leuchten, das sie einhüllte. Langsam wanderte das Licht auch in Richtung des Engels und begann auch ihn einzuhüllen.

„Hoffen wir, dass es gelingt!“, flüsterte sie und wurde müde. Die Energien so zu nutzen kostete ihr immer wieder unsagbar viel Kraft. Langsam fielen ihr die Augen zu. Immer wieder versuchte sie, sich dagegen zu wehren, doch die Erschöpfung siegte und schon bald war sie eingeschlafen während ihre Energien noch immer den Engel einhüllten.

Mitten in der Nacht wurde Vera von einer sanften Berührung geweckt. Der Engel war aufgewacht und hatte sich über sie gebeugt.

„Ich danke dir dass du mich gepflegt hast, aber jetzt ist es Zeit für mich wieder zu gehen.“, flüsterte er.

„Nein, deine Wunden, sie werden wieder aufgehen.“, protestierte sie, doch der Engel nahm die Verbände ab und es waren keine Wunden mehr da. Ungläubig schaute Vera ihn  an.

„Du hast mich gesund gemacht, dafür danke ich dir. Wenn du jemals Hilfe brauchst, brauchst du nur nach mir zu rufen, ich werde da sein. Mein Name ist Gabriel.“, sagte er sanft.

Veras Herz schmerzte. Sie wollte ihn noch nicht gehen lassen.

„Ich muss gehen, aber ich komme wieder, wann immer du willst. Als Dank dafür das du als einzigste mir geholfen hast als ich schwer verletzt vom himmlischen Schlachtfeld fiel.“, lächelte er und war im nächsten Moment auch schon verschwunden.

Gabriel hielt Wort. Vera konnte schon einen Tag später das Krankenhaus mit ihrer kleinen Tochter verlassen und wann immer sie Beistand oder Hilfe brauchte war Gabriel stets für sie und ihre Tochter helfend zur Stelle.

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