Fantasievolle Lesewelten

Bianka Röper


 

 

Loki

 

 

Sie setzte sich einfach ins Auto und fuhr los. Es ist ihr alles zu viel geworden. Die Kinder würden erst in 3 Stunden wieder kommen, denn sie waren in der Schule. Zeit den Kopf frei zu bekommen, Kraft zu tanken. Sie fuhr einfach drauf los. Wohin sie wollte, wusste sie nicht. Hauptsache weg von hier. Weg von den Gedanken, weg von der Erinnerung, weg von der Last.

Vor einigen Tagen hatte ihr Mann sich von ihre getrennt. Eine andere hatte sein Herz erobert, da Pop für eine Mutter mit 4 Kindern kein Platz mehr. Sie war in eine kleine Wohnung gezogen und hatte alles selbst aufgebaut. Gut, viel hatten sie noch nicht, aber es würde sich bessern, da war sie sich sicher. Nur musste ihr Exmann ihr andauernd Steine in den Weg legen? Er hatte sie und die Kinder doch nicht mehr gewollt! Sie verstand nicht, warum er sie dann nicht in Ruhe ließ.

Tränen stiegen ihr in die Augen. Es war so unfair. Sie hatte kein Theater gemacht, war gegangen und er ließ sie trotzdem nicht in Ruhe. Wie oft hatte sie zum Himmel geschaut und um göttlichen Beistand gebeten, nur dieses eine Mal? Sie konnte es nicht mehr zählen.

 

Plötzlich tauchte vor ihr ein Schild auf, ein Wegweiser. Sie las: „Autobahnkirche“.

Moment, waren dies nicht die Gotteshäuser, die immer für alle geöffnet waren, egal zu welcher Tageszeit? Noch ehe sie wusste, was sie tat, lenkte sie ihr Auto genau in diese Richtung. In ihrem Kopf ratterte es. Was tat sie da eigentlich? Sie war bei weitem nicht christlich, weder evangelisch noch katholisch. Um ihrem Hals hatte sie eine Kette deren Anhänger ein Pentagramm war. In ihrem Glauben war ein Pentagramm nichts schlechtes, es symbolisierte die verschiedenen Elemente der Erde, doch viele nahmen Anstoß daran weil sie es mit dem Teufel oder Satan in Verbindung brachten. Durfte sie die Kirche trotzdem betreten? Sie hatte keine Ahnung. Sie bog ab und vor ihr erschien  die Kirche, gross, prächtig, wunderschön. Eine Schwäche für wunderschöne, alte Bauwerke hatte sie schon immer, und so beschloss sie, das sie es versuchen würde, einzutreten.

Schnell parkte sie ihr Auto und lief über die Strasse, die sie und die Kirche voneinander trennte. Die Kirche war umrandet von einer Art Park, in dem es verschlungende Wege gab, verschnörkelte Bänke, die zum verweilen einluden, einen Feuerplatz, an jeder Ecke sah man etwas wunderschönes. Sie kam aus dem Staunen garnicht heraus. Man mochte garnicht glauben, das dies hier mit zur Kirche gehörte, aber es war so, und für einen Moment vergaß sie Kummer und Ärger. Sie lenkte ihre Schritte zur Kirche und sah sich verstohlen um. Ihr Herz klopfte wild. Sie hatte Angst, das jemand sie sehen könnte und ihr verbieten könnte, die Kirche zu betreten, da sie ja nicht christlich war und ein Pentagram um den Hals trug, doch nichts dergleichen geschah.

Sie zog die schwere Holztür der Kirche einen Spalt auf und schlüpfte hinein.

In der Kirche stand sie in einer Art Flur. Vor ihr ging es durch eine Tür in die eigentliche Kirche. Sie war neugierig, aber in ihr tönten die alten Legenden, in denen Hexen und Heiden Feuer fingen, wenn sie eine Kirche betraten. Ihr Herz pochte schneller. Fast schien es, als wolle es aus ihrer Brust springen. War an den Legenden was dran? Aber sie musste ihre Götter erreichen, sie hatten sie schon so lang nicht mehr gehört! Blieb ihr eine Wahl? Vielleicht würde die Spitze der Kirche, die Form, wie eine Art Sprachrohr oder eine Art Megaphone funktionieren? Entschlossen zog sie die Tür zum Innersten der Kirche auf, sie musste es versuchen!

Als sie eintrat, zog sie den Kopf ängstlich zwischen die Schultern, kurz abwartend, was geschehen würde, doch es geshah nichts. Langsam atmete sie aus und ein Stein fiel ihr vom Herzen.

 Sie schaute sich um. Vor ihr lag ein Gang, links und rechts davon die typischen Holzbänke. In den Ecken standen Statuen von irgendwelchen Heiligen, die von den Christen verehrt wurden. Vor ihre lag ein prächtiger Altar, dessen Mitte ein riesiges Kreuz mit Jesus daran zierte.

 

 

 

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